2008: Italien

Urlaubsbilder – Teil 1

Italien – Gardasee

Im Jahr 2008 gab es als ersten kleinen Urlaub eine mehrtägige Cabrioreise nach Italien.

Wer noch nicht weiß, was die Nordländer seit Generationen in den Süden zieht – auf dieser Fahrt wird er es erleben. Größere Gegensätze kann man sich kaum vorstellen: hier die eisgepanzerten Berggipfel, hohe, unwirtliche Pässe, dort eine verschwenderische, mediterran geprägte Vegetation und – vor allem – der Gardasee, fast ein Meer schon, aus den Bergen weit in die Ebene hinausgreifend.

Nach dem Brenner ist der Reschenpass mit seinen rund 1500 Metern die tiefste Schneise im Alpenhauptkamm, sieht man von den östlichen Randgebieten einmal ab. Daher legten bereits die Römer hier eine Straße an, die »Via Claudia Augusta«, die als Verbindung zwischen Inn- und Etschtal diente. Aus dem langen Schatten der Brennerroute kam sie allerdings nie heraus; Pläne für eine moderne Trasse zwischen dem süddeutschen Raum und der Lombardei ruhen in den Schubladen der zuständigen Brüsseler Behörde.

An der Umfahrung von Landeck wird gearbeitet. und die Straße innaufwärts ist schon bestens ausgebaut. Mittlerweile hat man auch die lawinengefährdete Hangstrecke von Hochfinstermünz bei Nauders saniert. Nauders selbst, das nicht weit vom Dreiländereck Schweiz-Italien-Österreich entfernt liegt, gilt als sehr schneesicherer Ferienort.

Zugefroren ist im Winter regelmäßig der 7 Kilometer lange Reschensee südlich der Wasserscheide. In den Fluten der aufgestauten Etsch versank das alte Dörfchen Graun an der Mündung des Langtauferer Tals; bloß der spitze Kirchturm aus dem 13. Jahrhundert ragt noch aus dem Wasser – ein beliebtes Fotomotiv, aber auch ein Symbol für den Preis des (so genannten) Fortschritts.

Oben am Reschenpass entspringt die Etsch, der zweitlängste Fluss Italiens. Sie durchläuft zunächst den Vinschgau, das größte und tiefste Tal Südtirols, eingebettet zwischen den Ötztaler Alpen und dem Ortlermassiv. Die hohen Berge bilden einen Schutz gegen Niederschläge, deshalb ist das Klima sonnig und trocken. Das brachte die Bauern schon früh dazu, das kostbare Nass über künstliche Wasserläufe auf ihre Felder zu leiten. Manche dieser Waale sind noch in Betrieb, auch in der Meraner Gegend, und die Waalwege sind bei Wanderern außerordentlich beliebt.

Jede Fahrt durch den Vinschgau ist auch eine Kulturreise. Eine eindrucksvolle Ouvertüre bildet das Kloster Marienberg über Burgeis; hinter seinen dicken Mauern bewahrt es kostbare, sehr gut erhaltene Wandmalereien aus romanischer Zeit. Noch wesentlich älter sind die Fresken von St. Benedikt in Mals; sie werden in die Zeit der Karolinger datiert.

Vom Hauptort des Obervinschgaus ist es nur ein Katzensprung nach Schluderns, das überragt wird von der Churburg, dem schönsten Schloss des Tals mit einem sehr stimmungsvollen Arkadenhof.

Mitten im weiten Talboden liegt westlich von Mals das kleinste Städtchen südlich der Alpen: Glurns mit vollständig erhaltener Befestigungsmauer. Vor 500 Jahren nützten selbst diese mächtigen Festungsmauern nichts mehr; nach der Schlacht an der Calven (1499) im Schweizer Krieg plünderten die Engadiner auch Glurns, bevor sie brandschatzend durch den Vinschgau bis nach Meran zogen.

Über Taufers gelangt man jenseits der Grenze, bereits auf Graubündner Boden, zum Benediktinerinnenkloster von Müstair, einem bedeutenden mittelalterlichen Ensemble.

Kloster in Müstair
Eines der bedeutendsten Kunstdenkmäler der Schweiz versteckt sich »hinter den sieben Bergen« im Val Müstair: das Benediktinerinnenkloster St. Johannes Baptist, die wohl von Karl dem Großen gegründet wurde. Aus jener frühmittelalterlichen Epoche stammen der Grundbestand der Klosterkirche sowie die vor einem halben Jahrhundert unter einer dicken Tünche entdeckte und frei gelegte Ausmalung. Es handelt sich um den umfangreichsten erhaltenen Bilderzyklus aus der Zeit um 800 – ein Kulturgut von Weltgeltung, wie auch die UNESCO befand.

Hinter Santa Maria beginnt dann die kurvenreiche Fahrt über das Stilfser Joch. Exakt 88-mal geht es von links nach rechts auf der Berg- und Talfahrt zum Umbrailpass und vom Joch hinab nach Trafoi.

Das Stilfser Joch
Die Südtiroler Passrampe mit ihren 48 Serpentinen an der Ost- und 34 Kehren an der Westseite sucht im ganzen Alpenraum ihresgleichen. Erbaut wurde sie in nur fünf Jahren, von 1820 bis 1825, als direkte Verbindung mit der Lombardei, die damals noch zur k.u.k.-Monarchie gehörte, und wurde auch im Winter offen gehalten, was die Errichtung zahlreicher hölzerner Lawinenschutzbauten notwendig machte.
Heute gleicht die Scheitelhöhe im Sommer einem Rummelplatz, und auf dem schrumpfenden Eis des Edenferners tummeln sich Snowboarder und Skihäschen.

Am Fuß des beeindruckenden Ortlers liegt der Ort Sulden, von dem es einst hieß, dass hier die »Bauern mit den Bären essen und die Kinder auf den Wölfen daherreiten«.
Über das ruhig gelegene Gomagoi inmitten eines Bergwandergebiets gelangt man nach Prad; hier endet die Paßstrecke. Laas, talabwärts an der Etsch gelegen, ist berühmt für den weißen Marmor, der hier seit Römerzeiten gebrochen wird.
Die berühmte Kurstadt Meran am Zusammenfluss von Passer und Etsch ist längst über ihre historischen Mauern hinausgewachsen; an ihre Zeit als Tiroler Landeshauptstadt erinnert vor allem das Schloss Tirol. Die Kurpromenaden an der Passer und das im Jugendstil gehaltene Kurhaus laden den Besucher zum Flanieren und Verweilen ein.

Viel zu sehen gibt es auch auf der Fahrt durch das Passeiertal, aus den Meraner Weinbergen zu den Schneebergen. Jenseits der Passer liegt Schenna mit seinem Schloss, hinter St. Martin steht das Geburtshaus des Tiroler Volkshelden Andreas Hofer (1767-1810). Geradeaus fährt man in weiten Schleifen durch das Waltental hinauf zum Jaufenpass; bei der Talfahrt kommt das alte Fuggerstädtchen Sterzing im Wipptal ins Blickfeld.


Letzte Änderung: 06.11.2015