Urlaubsbilder – Teil 2

Italien – Gardasee

Am südlichen Ortsrand weisen Schilder zum Penser Joch. Die landschaftlich schöne Strecke führt ins Sarntal, das heimliche »Herz« Südtirols. Hier ist die so genannte alte Heimat, wie sie Luis Trenker noch erlebte, näher als anderswo, hier entdeckt man weit weniger Bausünden, dafür noch viele Bauernhöfe, denen man ansieht, dass sie schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Und so manches Gasthaus stand hier schon längst, bevor die ersten Touristen ins Tal kamen. Das war früher gar nicht so einfach – riegelt doch eine gewaltige, über 10 Kilometer lange Porphyrklamm den natürlichen Zugang ab.







Die moderne Straße verschwindet ein paar Mal im Berg und tritt dann, die felsige Enge zurücklassend, bei Burg Runkelstein hinaus ins Flache.





»Bozen-Bolzano« verkündet das Ortsschild und nennt damit die Landeshauptstadt, das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Mehr als ein Fünftel der Südtiroler Bevölkerung wohnt hier, und man hört »Ciao!« fast öfter als »Servus! « Italianità und Tiroler Bodenständigkeit nebeneinander und miteinander. Unter den Lauben der Altstadt dominieren deutsche Idiome, in den Geschäftsauslagen dagegen entdeckt man viel italienische Eleganz. Ganz in der Nähe kann schließlich der älteste »Tiroler« besichtigt werden, im eigens für „Ötzi« geschaffenen Archäologiemuseum.
Wegweiser für die Weiterfahrt ist die markante Silhouette der Burgruine Sigmundskron, auf einem Porphyrfelsen im Westen der Landeshauptstadt thronend. An ihrem Fuß beginnt die Südtiroler Weinstraße, die durch das Überetsch ins Unterland führt, einen geradezu märchenhaften Landstrich: stattliche Dörfer, von bäuerlichem Wohlstand geprägt, Schlösser und Ansitze und über allen Hügeln üppige Weingärten.

Einen markanten Akzent ins malerische Bild setzt der Kirchturm vom Eppaner Ortsteil St. Pauls mit seiner Zwiebelhaube. Die Großgemeinde Eppan ist mit mehr als hundert Burgen, Schlössern und Adelssitzen im Übrigen die burgenreichste Gegend Südtirols.


Hinter dessen Bergkette liegt die »Apfelkiste des Trentino«, das Nonstal, eine von tiefen Gräben durchzogene Talmulde. Im Sommer werden die Obstkulturen eifrig bewässert, und wie im benachbarten Vinschgau bauten die Bauern auch hier einst künstliche Wasserwege. Die meisten sind längst außer Betrieb und verfallen allmählich; eine Ausnahme macht nur der Tuenno-Waal im untersten Toveltal.



Über Fondo gelangt man nach Cles, dem Hauptort des Nonstals. Der stattliche Flecken mit seinem mächtigen Schloss hat eine lange Geschichte: Nachweislich siedelten hier bereits in der Jungsteinzeit Menschen; im Jahr 46 n. Chr. verlieh dann Kaiser Tiberius Claudius den Nonstalern das römische Bürgerrecht, wie eine bei Ausgrabungen entdeckte Bronzetafel belegt.


Cles hat Bahnverbindung mit Trient; das Bähnchen, von den Einheimischen» Nonstaler Kuh« genannt, fährt weiter ins Val di Sole. Das gute Wetter und die hohen Gipfel der Gegend ziehen im Sommer viele Wanderer und Bergsteiger an: Ortler, Presanella und Brenta locken. Von Cles geht es über Male und Dimaro nach Madonna di Campiglio. Die Dolomitenzinnen haben den Ort berühmt gemacht, der Campanile Basso ist einer der unglaublichsten Felszacken der Alpen, und über die Via delle Bocchette sind schon Generationen von Bergwanderern gepilgert.


Die Berge rund um Madonna di Campiglio stehen als Parco Naturale Adamello-Brenta unter Naturschutz; den braucht vor allem der in den Wäldern des Val di Genova noch heimische Braunbär. Sein Bestand ist auf wenige Exemplare gesunken, weshalb jüngst in Slowenien eingefangene Tiere hier ausgesetzt wurden.







Bei Pinzolo am Eingang ins Val di Genova bietet ein beeindruckendes Schauspiel: der über eine 120 Meter hohe Felsstufe herabstiebende Nardis-Wasserfall.








Die Weiterfahrt folgt einer erdgeschichtlich bedeutenden Bruchstelle, der so genannten Judikarien-Linie, die Granit- (Adamello) und Kalkmassive (Brenta, Gardaseeberge) trennt. Benannt ist sie nach den Valli Giudicarie, die sich südwestlich über eine Wasserscheide bei Pradibondo bis zum Lago d’Idro hinziehen.


Von Idro führt die Straße ostwärts über Vobarno nach Salò am Ufer des Gardasees. Das berühmte Gewässer empfängt den Reisenden mit südländischer Grandezza; die Alpen sind hier nur noch Kulisse, manchmal, wenn Dunst von der Poebene hereindrückt, nicht einmal mehr das. In Salò beginnt die Anfang der dreißiger Jahre fertig gestellte Gardesana occidentale, die traumhafte Westuferstraße mit ihren siebzig Tunnels zwischen Gardone Riviera, Limone und Riva.














Hauptzufluss des Gardasees ist die Sarca, die ihre Quellbäche im Adamello und in der Brenta hat; sie durchläuft vor Sarche eine wilde Klamm. Einen malerischen Akzent setzt hier der türkisfarbene Lago di Toblino mit seinem Schloss auf einer Halbinsel.



Für die Weiterfahrt nach Trient bieten sich zwei Möglichkeiten: um oder über den Monte Bondone. Wer gerne Kurven fährt, wird bei schönem Wetter natürlich die Bergstrecke nehmen, die in lang gezogenen Schleifen von Lasino bis zu dem kleinen, zwischen Palone und den Tre Cime di Bondone eingelagerten Plateau ansteigt und dann von der Skistation Vason über 48 Kehren hinabführt zur Provinzhauptstadt im Etschtal.

– ENDE –
Letzte Änderung: 07.02.2016